Brücken verbinden, das habe ich in meiner Einleitung bereits gesagt.
Vielleicht wird hier deswegen kontrovers diskutiert, weil die Brücke in der Pommeraus im Gegensatz zur neuen Illerbrücke in Illerbeuren nicht tatsächlich für das tägliche Leben notwendig ist.
Sie ist in diesem Sinne keine nützliche Brücke, aber ist sie deswegen gleich unnütz?
Die Iller war für die Menschen, die an ihr gelebt haben immer ein nutzbarer Lebensraum, z. B. für Transporte, zur Energiegewinnung, daher auch immer ein veränderbarer Lebensraum, Eine „natürliche“ Iller in diesem Sinne gibt es schon lange nicht mehr.
Die Iller war und ist Erholungsraum für die Menschen, als Wanderer, als Radfahrer und als Bootsfahrer.
Es sei nur an das Strandbad in Illerbeuren in den 50er/60er/70er Jahren erinnert.
Die Iller wurde in den letzten Jahrhunderten aber bereits derart verändert, dass sich heute ganz dringlich die Frage stellt, ob eine weitere Änderung noch sinnvoll und zulässig ist, wenn sie keinem direkten Nutzen dient!
Unser hoch industrialisiert und dicht besiedelte Land lässt kaum noch Platz für einigermaßen unberührte Landschaften, in denen sich Tiere und Vegetation relativ ungestört entwickeln können.
Wir denken die Pommersau ist ein Ort, der noch relativ unberührt ist und ausser im Frühjahr zu Märzenbecher zeit ziemlich in Ruhe gelassen wird:
Die Märzenbecherwiese ist ein gutes Beispiel, wie sich ein Besucherstrom entwickeln kann. Sie war lange Jahre ein Geheimtipp
In letzter Zeit kamen durch Berichte in den Medien immer mehr Autos, kaum einer zu Fuß
Und jetzt soll im Rahmen des Projekts „Flussraum Iller“ neben der bereits fast fertigen Fischtreppe ein „Erlebnissteg mit Aussichtsturm“ gebaut werden.
Zuerst einige Daten zum Ablauf der Entscheidung
– im Juni gab es im Landratsamt Vereinbarung mit der LEW über die Finanzierung der Restsumme von 410,000 – das sind für den Landkreis 205,000,00€
– im Juli 2013 stimmte Aktionsgruppe LAG Kneippland Unterallgau und Oberallgaü für Projekt und gab Mittel von 435.126€ Leader plus Gelder frei
– am 08.08.13 war eine Kreisausschusssitzung mit Herrn Klocke als Refernt
Es stellt sich so dar, dass vor der Sitzung des Kreisausschusses das meiste bereits festgezurrt war. Der Umfang der Maßnahme und die Finanzierung.
Es musste schnell gehen, wegen der Fördermittel – heißt es im Landratsamt.
Die Betroffenen wußten bis dahin nichts.
Es gibt aber bis jetzt keinen BauAntrag für die Maßnahme.
Nun zum Vorhaben selbst. Dargestellt wird das Vorhaben als
– Erlebnisbrücke
– als notwenig zur Entwicklung des Flussraumes Iller
– schon mal als Gesamtkunstwerk und als Highlight
– auch als Schnäppchen
Es wird als notwendig bezeichnet
– für den Lückenschluss des Radweges an der Iller
– als nötig für eine Verbindung der Wanderwege
Bisher ist der Weg von der Oberbinnwanger Seite explzit für Radfahrer gesperrt. Er ist steil, rutschig und gefährlich. Wie kann ein bisher für Radfahrer gesperrter Weg nun wichtig für ein Radwandernetz werden?
Wir haben am Sonntag verschiedene Stellen an der Iller auf Legauer Seite angeschaut: es geht steil und lang runter und auf der anderen Seite genauso steil wieder rauf. Man hat oben einen guten Überblick.
Für die Fußgänger gibt es keinen sinnvollen in bequemer und kurzer Zeit gehbaren Rundweg. Wenn ich auf der einen Seite schon steil runtergegangen
bin, geh ich nicht drüben wieder steil hoch. Da geht man eher die Iller entlang, an der Seite, an der ich angekommen bin.
Es gibt zwei Arten von Fußgängern und Radfahrern.
Diejenigen, die kurz Strecken fahren und laufen. Die nutzen die neue Brücke nicht, weil die Steigungen zu steil sind und weil die Entfernungen zu groß sind und
diejenigen die lange Strecken wandern und fahren. Die fahren und wandern aber auch die sieben Kilometer mehr um über die bestehenden Brücken zu kommen.
Was passiert nun sonst noch am Erlebnissteg
– es gibt die Fischtreppe
– es soll eine Glaswand zum Fische beobachten geben
– es soll ein Wassertretbecken geben
– und es soll einen natürlichen Kiesstrand geben
Das alles ist so angelegt, dass viele Menschen kommen, für die Wanderer und Radfahrer bräuchte es nur eine einfache Brücke ohne alles.
Und die allermeisten diese Menschen werden nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen, sondern mit dem Auto.
Es wird immer argumentiert, die Kronburger Seite betrifft es nicht, weil die Autos über Legau kommen:
Aber alle die östlich der Iller wohnen, werden über Kronburg kommen:
– weil es näher ist
– weil sie die Märzenbecherwiesen kennen
– weil es den Schweighardt gibt, wo man danach schön einkehren kann.
(jetzt hab ich den Schweighardt schon zweimal in meinem Beitrag Untergebracht)
Die Menschen verhalten sich meist nicht so, wie sich das die Planer vorstellen
Es stellen sich dann noch viele weitere Fragen:
– müssen an dem steilen Berg Fahrradwege gebaut werden, wer zahlt das, ist das geplant?
– gibt es Kollisionen mit dem Landwirtschaftlichen Verkehr?
– sind die Kosten des Anschlusses an Wanderwege eingerechnet?
– wer zahlt das?
– was sind die Folgekosten für den Landkreis, denn er übernimmt die Brücke danach?
– welche langfristigen Kosten kommen auf die Gemeinde zu?
Wenn ich mir dies all diese Argumente durch den Kopf gehen lasse, dazu die vielen Fragen, stellt sich durchaus heraus, dass diese Brücke unnütz ist.
Auch die oben beschriebenen Aktionen unten an der Iller (Tretbecken, Fische beobachten—) sind da eigentlich fehl am Platz.
Aber – das ist wichtig – sie funktionieren alle auch ohne Brücke. Sie sind auf Legauer Seite und von daher auch für die Umweltstation nutzbar und erreichbar.
Und für die sinnvolle Naturpädagogik braucht es die Brücke auch nicht.
Wir könnten, glauben wir – eine denkbare und gute Alternative anbieten
Warum macht man all dies nicht in Illerbeuren und Maria Steinbach.
In Illerbeuren gibt es das Museum mit 70000 Besuchern jährlich, da gibt es die Infrastruktur, sprich Straßen und da gibt es Parkplätze und da gibt es Brücken – gleich zwei.
In Maria Steinbach gibt es eine große und wirklich wunderschöne Fischtreppe.
Und in Illerbeuren gibt es die historische Eisenbahnbrücke, die unter Denkmalschutz steht.
So ergibt sich keine kleine Wanderung über diese Brücke über Maria Steinbach zur dortigen Fischtreppe.
Mit dem Boot vom Fischer Sepp kann man über die Iller und hat einen kleinen Rundweg.
Wenn es Zweck ist, viele Menschen mit der Natur an der Iller vertraut zumachen, dann erreiche ich diese Menschen hier und muss nicht relativ unberührte Natur beeinträchtigen.
Wir meinen, alles was unten in der Pommerau erreichen werden soll, kann mit viel weniger Aufwand und viel weniger Natureingriffen auch hier erreicht werden.
Alle geplanten Aktionen in der Pommersau werden immer ein relativ isoliertes Projekt bleiben, während sie in Illerbeuren durch Synergien mit bereits bestehenden Dingen noch stärker wirken würden und vielfältig eingebunden werden können.
Und nicht zuletzt stellt sich die Frage, ob diese Brücke die eingesetzen Steuermittel von 600000 rechtfertigt? Wir vergessen immer: auch die Leader plus Gelder sind Steuergelder.
Vielleicht können die Gelder zur Sanierung der Brücke oder für Maßnahmen in Maria Steinbach verwendet werden.
Wir meinen: das ganze Verfahren muss dringend entschleunigt werden.
Es pressiert einfach nicht.
Es ist dringend geboten über Alternativen nachzudenken.
Denn das Konzept passt nicht:
Wenn man – wie das Landratsamt argumentiert – nur Radfahrer und Wanderer will, dann braucht es eine einfache Brücke und sonst nichts an dem Platz.
Wer ein besseres Verständnis für die Natur wecken will, macht dies – wie vorgeschlagen in Maria Steinbach.
Beides zusammen in der Pommersau wird zu einem starken Autotourismus führen – und den will niemand.
Zum Schluss möchte ich noch einen mir zugesansandten Leserbrief vorlesen:
Danke für Ihre Aufmerksamkeit